Zurück nach Südafrika
- Sandra & Gottfried
- 1. Sept.
- 7 Min. Lesezeit
Unsere Passage nach Südafrika vom 6. Oktober bis 6. November 2025
Seit unserer Ankunft in Südafrika ist schon einige Zeit vergangen, aber trotzdem möchten wir euch gerne auch noch über unsere Passage von Mozambique nach Knysna in Südafrika berichten.
Frühmorgens mit dem ersten Tageslicht und der auflaufenden Tide verlassen wir unseren Ankerplatz. Die direkte Ausfahrt zwischen Bazaruto und der vorgelagerten Insel über all die Untiefen ist ein Abenteuer. Wir haben uns gut informiert bei lokalen Hochseefischern und hoffen nun auf dem richtigen Track zu sein. Vorsichtig tasten wir uns über die Sandbänke und zwischen den Riffen vor. Wir möchten bei Hochwasser am Scheitelpunkt sein um dann durch die von der See her hereinrollenden Wellen zu kommen. Hochwasser müsste der Zeitpunkt sein, so jedenfalls wurde uns berichtet. Meistens gibt es dann ja doch noch Nuancen, wie wir später noch erfahren werden. Die Pazzo, Bekannte von uns, haben schon im Dunkeln ihren Ankerplatz vor Bazaruto Richtung Norden verlassen. Sie bevorzugen den sicheren Weg obenrum, verständlich bei ihrem Tiefgang von 2,50 m. Zeitlich erreichen wir die Barre am Ausgang, aber die Wellen sind trotz allem sehr hoch und wir benötigen noch einige Zeit bis wir im freien und tiefen Wasser sind; wieder einmal gut geschüttelt.
Die Sonne und der Wind begleiten uns. Die See ist immer noch rau und wir segeln hart am Wind Richtung Süden. Später sollte der Wind etwas auf Osten drehen und uns einen Halbwindkurs bescheren. Wir haben ein gutes Wetterfenster bekommen und gemäss Vorhersagen sollten wir mit unserer Routenplanung in vier Tagen in Richards Bay (Südafrika) einlaufen. Für unsere Törns benutzen wir eine Wettersoftware mit einer integrierten Routenplanung die uns detailliert über Windverhältnisse und Wellen Auskunft gibt. Gottfried fungiert während der Passagen als Wetterfrosch. Alle 6 Stunden, im Rhythmus der Wachablösungen werden die neusten Daten eingelesen und wenn nötig Korrekturen an der Route vorgenommen. Wechselnde Winde, Strömungen und Wellen beeinflussen dann auch immer wieder den Segelplan. Somit heisst es dann auch Segel zu wechseln, zu reffen (verkleinern), oder bei Flaute auch die Motoren zu starten. Durch den Tag, bei guten Bedingungen, versuchen wir immer das Maximum zu erreichen, nachts gehen wir dann in den "Schlafmodus" mit verkleinerten Segeln, sehr konservativ und auf der sicheren Seite. Wir sind nicht in Eile und versuchen auch immer mit möglichst grossen Wetterfenstern von einem Hafen zum Nächsten zu segeln.
Vor der Insel Bazaruto, nach der Durchfahrt, treffen wir mit Pazzo zusammen. Ein tolles Bild, Pazzo unter vollen Segeln, geneigt im Wind, rauscht uns voran Richtung Südafrika. Wir werden uns die nächsten 4 Tage nicht aus den Augen verlieren. Es hat immer etwas beruhigendes zusammen eine Passage zu segeln. Es gibt ein Gefühl der Zusammen-gehörigkeit und auch der Sicherheit.
Aus Minuten werden Stunden und aus Stunden Tage. Sonnenaufgänge und Untergänge begleiten uns auf dem weiten Ozean. Wir lauschen den Wellen und dem Wind. Der Bordalltag hat sich uns verinnerlicht, vieles ist Routine geworden. Wir geniessen die ruhigen Stunden auf dem Wasser. Nicht immer sind Passagen so leichtfüssig und ungestört, aber dieses Mal werden wir für alle Mühsal belohnt.

bye bye Bazaruto, bye bye Mozambique
Am Morgen des fünften Tages erreichen wir Richards Bay, wir sind nach über einem Jahr wieder zurück in Südafrika. Irgendwie ist alles vertraut. Das Einklarieren funktioniert reibungslos. Dafür auch ein grosses Dankeschön an den OSASA (Ocean Sailing Association of South Africa). Für ein kleines Entgelt haben sie bereits im Voraus alle Formalitäten für uns erledigt. Immigration, Visa etc. werden direkt im Hafen abgewickelt, für den Zoll werden wir mit dem Taxi zur Behörde und zurück gefahren. Die Mannschaft der Pazzo, Cindy und Willi haben den besseren Kurs gewählt und sind eine Stunde vor uns angekommen. Die Freude über das Wiedersehen ist gross, wir fallen uns alle in die Arme. Am Nachmittag verholen wir uns dann in die Marina von Richards Bay und geniessen einen schönen Abend im Yachtclub. Wie immer gibt es viel zu erzählen und das Erlebte während der Passage zu verarbeiten. Ankommen ist auch immer ein kleiner, persönlicher Sieg. Wir alle haben den Mut gefunden uns auf den indischen Ozean zu wagen und uns den langen Wachen, dem starken Wind, den Wellen auszusetzen. Es braucht jedes mal wieder einen Anstoss um Abzulegen und hinauszufahren; die Ungewissheit fährt immer mit. Nun stellt sich für viele die Frage, warum macht ihr es dann? Es ist eine persönliche Herausforderung, ein grosses Abenteuer, Ruhe finden in der unendlichen Weite, das Gefühl zusammen etwas zu erreichen. Es gebe da noch viele Erklärungen mehr. Vielleicht auf den Nenner gebracht; es macht einfach Spass und Freude. Zudem sind wir ja keine Hasardeure, sondern versuchen mit einer guten Planung und dem Knowhow von vielen Seemeilen das Risiko auf ein absolutes Minimum zu senken. Manchmal gelingt es uns sehr gut, wie auf dem letzten Schlag, manchmal wird man auch wieder des Besseren belehrt.
Anlauf Richards Bay
Alkantstrand
unsere Tage in Richards Bay
Wir geniessen einige Tage in Richards Bay, verfolgen aber genau die Entwicklung des Wetters. Wir wollen so schnell wie möglich Richtung Süden segeln, zurück nach Knysna. Das sind aber immer noch 700 Seemeilen entlang der südafrikanischen Küste und mit dem Agulhas Strom. Für viele Segler neben allen grossen Kaps eine schwierige Strecke mit wenigen Häfen und einem sehr unstetigen Wetter. Niemand will hier vor der Küste Süd Afrikas in einen Sturm geraten.
Ausfahrt Richards Bay
Nach einer knappen Woche öffnet sich ein grosses Wetterfenster und wir planen mindestens bis East London, besser bis nach Port Elizabeth zu segeln. Der Start in diesen Gefilden erfolgt immer nach dem Durchzug eines Tiefs, also mit viel Wind auf die Nase und alter See. Die ersten Stunden sind dann auch etwas anstrengend. Wir legen morgens ab und setzen unseren Kurs etwa 10 Meilen vor der Küste ab, um so schnell wie möglich in den Agulhas Strom zu kommen. Dieser verläuft bis hinunter nach Margate ziemlich weit von der Küste weg. Danach nähert er sich bis auf eine Meile der Küste. Wir machen gute Fahrt und sollten bis Mitternacht dann nordöstlichen Wind bekommen, ideal für unsere Fahrt in den Süden. Wir rechnen mit zwei oder sogar drei Nächten auf See. Meine Wache ist diese Nacht von drei Uhr bis sechs Uhr morgens. Auch der Skipper kann sich nicht die besten Zeiten aussuchen, es geht immer schön der Reihe nach durch. Etwas erstaunt stelle ich fest, dass wir immer noch den Wind von Südwesten her von vorne haben. Eigentlich war ein Wechsel auf raumen Wind angesagt. Ich checke die gängigen Wetterportale und alle zeigen das selbe; Wind aus Nordost. Prognosen stimmen auch nicht auf die Stunde genau, da haben wir schon genügend Erfahrung gesammelt, aber etwas beunruhigt bin ich schon. Bis sechs Uhr, wir sind schon lange an Durban vorbei und schon kurz vor Margate. Ab da zieht der Strom mit bis zu fünf Knoten. Wind gegen Strom sollte man bei über 4 Windstärken tunlichst vermeiden. Die Wellen und der Wind halten sich noch in Grenzen, aber das sollte sich in der nächsten halben Stunde gänzlich ändern. Renier löst mich um sechs Uhr ab, um 06.10 ruft er mich zurück ins Cockpit. Der Wind hat aufgefrischt und wird immer stärker. Schlussendlich haben wir über 40 kn Wind auf die Nase und die Wellen werden schlagartig höher und höher und überspülen uns in Intervallen bis hinauf zum Steuerstand und noch viel höher darüber hinaus. Wellen höhen abzuschätzen ist immer schwierig darum möchte ich hier auch keine Angaben dazu machen. Das Meer beginnt zu tosen und es ist wirklich beängstigend. Wellenberge kommen uns entgegen und wir beschliessen, das einzig Richtige, wir drehen ab und fahren zurück in den sicheren Hafen von Durban. Mit gerefftem Vorsegel und beide Motoren auf Volllast sind wir im Stillstand, nicht zu vergessen, dass der Strom uns auch noch schiebt. Das Abdrehen wir zum Abenteuer, wir wollen nicht seitlich von einer Welle erwischt werden, das wäre fatal. Kurz zuvor hat ein Tanker der die längste Zeit neben uns fuhr im rechten Winkel von der Küste abgedreht und ist mit Vollgas ins offene Meer hinaus gefahren.
Zeit für uns um nach Durban zurück zu fahren. Die Fahrt nimmt noch einmal knapp 11 Stunden in Anspruch und wir laufen im strömenden Regen in die Marina in Durban ein. Helfende Hände sind am Kopfsteg und wir liegen fest angebunden am Steg, nicht komfortabel, aber immerhin sicher.
Was haben wir da ausser acht gelassen, was ist da passiert? Ein nicht vorhergesagtes Cut-Off Low (COL) hat uns kalt erwischt. Das ist ein isoliertes, abgeschnürtes Höhentief, das sich als Tiefdruckwirbel zeigt und nicht mehr mit der Hauptströmung verbunden ist. Zusammen mit dem COL kommt auch viel Regen und eine Schlechtwetterphase die sehr lokal begrenzt sein kann. In unserem Fall waren selbst die Küstenstationen überrascht worden und somit war eine Vorhersage obsolet. Im Nachhinein gesehen waren unsere Ambitionen direkt nach PE zu segeln auch etwas überzogen und ich hätte auch die Möglichkeit gehabt früher Richtung Durban abzudrehen. Mit jeder Seemeile lernt man dazu und sammelt Erfahrungen. Wir sind alle sehr glücklich, dass es einen guten Ausgang genommen hat.
Nun sitzen wir in Durban fest. Wir schreiben den 21. Oktober und unsere Fahrt in den Süden scheint nicht mehr enden zu wollen. Wir machen das Beste daraus. Zuerst wird das Boot gereinigt und alles wieder soweit es geht auf Vordermann gebracht. Danach bleibt Zeit zum Einkaufen, Spaziergänge am Strand, Restaurantbesuche und ein bisschen Hafenklatsch mit den Schiffsnachbarn.
Anlauf Durban; es ist nass und kalt
Durban Hafen und Marina
unsere Zeit in Durban
Am 1. November legen wir ab mit Kurs Port Elizabeth. Das Wetter ist perfekt für den vorgesehenen Schlag entlang der Wildcoast. Diese zeigt sich dann auch von der besten Seite und wir geniessen die Fahrt über das flache Wasser, leider mit wenig Wind, dafür aber mit viel Sonne. Alles in allem eine sehr entspannte Fahrt.
Am 2. November laufen wir in PE ein und bekommen einen schönen Platz am Schwimmsteg. Wir werden hier einige Tage abwarten und ein kleines Tiefdruckgebiet vorbeiziehen lassen. Hier treffen wir auf Marcel und seine Crew. Sie überführen einen Outremer Cat von Malaysia nach Cape Town. Marcel ist ein Freund von Mark und Liz, was für ein Zufall. Wir feiern dann später alle zusammen mit einem ausgedehnten Braai in Knysna. Zu erwähnen wäre da noch das nette Restaurant direkt bei der Marina. PE ist der Hafen der Chokka-Boote (Tintenfisch-Fangboote) und somit gibt es diesen auch in allen Varianten auf den Teller; sehr lecker! Ansonsten bietet die Stadt eine Promenade, ein Einkaufszentrum mit Meerblick und einige Strände.
Marina Port Elizabeth
Am 5. November geht's wieder los. Zuerst gegen den Wind und die Welle, wie gewohnt, danach zügig Kurs Knysna. Frühmorgens am 6. November erreichen wir die Knysna Heads bei bestem Wetter und zur richtigen Zeit um mit dem Hochwasser in die Lagune einzulaufen. Dieses Mal zeigen sich die Heads von der besten Seite und die Durchfahrt gelingt uns ohne Probleme. Es ist schon ein unbeschreibliches Gefühl wieder "nach Hause" zu kommen, da wo alles mit unserer Najuma begonnen hat. Wir werden schon erwartet und herzlich begrüsst und willkommen geheissen. Für uns ist eine lange Reise mit vielen Eindrücken zu Ende gegangen. Wir werden in den nächsten Tagen zu Liz und Mark ziehen und dann schon bald auch nach Europa reisen um mit unseren Kindern Weihnachten zu feiern.
Zuerst müssen wir noch die Najuma ausräumen, da etliche grössere und kleinere Garantiearbeiten anstehen. Wie lange diese dauern wissen wir noch nicht, aber für den Moment gönnen wir uns nach einer aufregenden Zeit und einem langen Törn zuerst einmal etwas Ruhe.

Knysna Lagoon




















































































Hallo ihr Lieben, nun fand ich Zeit euer Blogg in Ruhe zu lesen. Sehr, sehr abenteuerlich ging es her und zu bei euch (im 2024!😉). 😅
Aber das gehört zum Segeln. Hauptsache es passiert nichts Schlimmes und man kommt am Schluss doch ans Ziel. Ich bewundere aber schon euer starke Wille es durchzuziehen.
Weiterhin viel Spass, schöne Zeit und bis bald einmal in der Schweiz, Valentino 😘
Hallo meine lieben Weltmeer-Zigeuner,
wie schön wieder von Euch in lebendiger Weise von zu lesen, wie es Euch so ergangen ist. Und, da gibt es sicher noch viel zu erzählen, wenn wir uns ab Mitte Oktober in Knysna treffen.
Liebe Grüße, lasst es Euchh gut gehen und ciao bis bald!
Herwig