Der Countdown läuft
- Sandra & Gottfried
- 7. Juni 2023
- 6 Min. Lesezeit
Am 20. März 2022 hatten wir den Vertrag für unser neues Schiff unterzeichnet. Ein gutes Jahr später, am 30. April sollte die Übergabe stattfinden. Nun, wie das so ist mit Bauwerken und glaubt mir alle, ich bin da Experte, dauert es meistens etwas länger (stimmt doch, zwinker) In diesem Fall sind wir nicht einmal unglücklich, hat es uns doch zu einem Jahr in Südafrika verholfen. Wir hatten die Chance ein neues, wundervolles Land kennen zu lernen. Dazu kamen Tolle Erlebnisse, viele Abenteuer und nicht zuletzt neue wunderbare Menschen und Freunde.
Trotz allem, der Countdown bis zur Einwasserung läuft und auch alle Arbeiten am Schiff.
Der grosse Tag wird frühmorgens mit dem Transport der Yacht aus dem Industriegebiet zum Hafen beginnen. Wir werden an vorderster Front dabei sein und euch berichten; nicht live aber vielleicht mit einem kurzen Film und einigen Fotos.
Danach wird der Mast gestellt und die Segel angeschlagen. Danach beginnt die Kommis-sionierung des Schiffs und die Seatrails werden durchgeführt. Das alles nimmt noch einmal etwa drei Wochen Zeit in Anspruch. Gut Ding will Weile haben, wussten unsere Grosseltern schon, wir halten uns daran. Danach findet der Einzug statt und wir richten uns in unserem neuen Heim ein. Glaubt es uns, wir sind so gespannt und können es kaum erwarten! Da kommen alle Feiertage und Geburtstage dieses Jahrs auf einmal zusammen. Der Champagner ist bereits kalt gestellt und die Feierlichkeiten sind in Planung. Wir hören schon hier und da von unseren Freunden und Bekannten ob es dann wohl eine Schiffstaufe und eine Party zur Einweihung gäbe? Lasst euch alle überraschen!
Seit unserem letzten Bericht vom 23. April wurde viel am Schiff gearbeitet. Die Malerarbeiten im Innenraum (Spraypaintings) sind fertiggestellt und mit den Schreinerarbeiten und dem Einbau der vielen Komponenten wurde begonnen. Am Ende der Woche, jeweils Freitags ist unser Besichtigungstermin. Einerseits haben wir die Möglichkeit zusehen wie weit die Arbeiten fortgeschritten sind, andererseits können wir auch Detailfragen erörtern und gleich vor Ort entscheiden. Trotz einer sehr exakten Planung mit 3D-Modell und Detailkatalogen gibt es Kleinigkeiten die "auf der Baustelle" eins zu eins besser abgehandelt werden können. Gottfrieds Herz schlägt immer noch für Bauprojekte und was gibt es schöneres als sein eigenes Schiff zu bauen; ja, ihr habt recht, vielleicht zwei, smile.
5. Mai
Mit dem Einbau der Bullaugen und den Verglasungen wurde begonnen. Es wird nur Echtglas mit Laminat, also Sicherheitsglas verwendet, kein Plexiglas wie an vielen anderen Schiffen.
Sämtliche Einbaumöbel werden im 3D-Model modelliert und danach ausgelesen, d.h. die Daten werden an eine CNC-Fräsmaschine geschickt und diese schneidet dann die exakten Teile zu. Ihr könnt auf den Fotos an einigen Stellen eingedruckte Nummern erkennen. Diese adressieren die einzelnen Teile und ihre Standorte. Danach wird im Schiffsinnern alles zusammengebaut in sich verklebt und fest mit dem Rumpf zusammen laminiert. Die Einbaumöbel sind alle aus Errexfoamplatten hergestellt und wiegen einen Bruchteil von Schiffssperrholz. Der gesamte Ausbau hilft auch die Konstruktion zu verstärken (Honey-combsystem). Noch zwei, drei Tage, dann ist der Grundausbau vollendet.
Die Spraypaint-Arbeiten sind in vollem Gange. Mehrschichtig wird die Farbe aufgespritzt, zwischendurch wird geschliffen und geprimert. Diese Arbeiten sind sehr zeitintensiv und werden mit Schutzanzug und Vollmaske ausgeführt. Für eine ausreichende Lüftung sind verschiedene Dachventilatoren installiert.
9. Mai
Heute treffen wir uns mit Peter dem Designer und mit Malan dem Schreinermeister in der Holzwerkstatt. Hier werden die Türrahmen, Tische und Einbauten mit Schubladen für die Küche gefertigt. Besprochen werden die Einsätze in die Schubladen für Messer, Flaschen etc. Alle Einbauten sind individuell nach unseren Wünschen gefertigt und werden massgenau eingepasst. Die Schubladenstöcke werden mit Schiffssperrholz gefertigt, die Türchen mit einer Kernplatte im Leichtbau. Den Helm tragen nur die Kunden, als Schutz bei zu vielen Wünschen und Fragen!
Danach ging es noch kurz zum Schiff. Da werden heute die Schnittmuster für den Flexiteak Bodenbelag im Cockpit und auf den Sugar-Scoops angefertigt.
10 . Mai
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Vorgabe war der 13. Juni nun wird's halt Ende Monat. Wir nehmen es gelassen. Zwei Wochen mehr oder weniger bedeutet nichts. Für die Herstellung eines komplexen Schiffes ist das schon eine Punktlandung. Für uns gilt: besser in Ruhe alles

fertigstellen und dann damit ins Wasser. Mittlerweile haben wir auch viel dazu gelernt und uns mit der Thematik Bootsbau auseinandergesetzt. Es ist eine äusserst aufwendige Arbeit Blauwasserschiffe in einer solchen Qualität und nach Kundenwünschen zu bauen. Die Detaillierung ist enorm und es werden unzählige Stunden für die Planung und den Bau aufgewendet. Nicht zuletzt wird alles akribisch dokumentiert und die Manuals helfen später dem Eigner sich gut zurecht zu finden. Auch für spätere Reparaturen, diese werden bestimmt kommen, sind exakt gebaute Schiffe und Installationen ein Segen. Trotz einer kleinen Verspätung, wir freuen uns dass es so rasant vorwärts geht!
12 . Mai
Schon ist es wieder Freitag. Die Zeit rennt. Diese Woche war ganz der Najuma gewidmet. Der Einbau der Verglasungen geht weiter, auch die Decksluken sind bereits montiert. Es geht Schlag auf Schlag weiter.
Während in den Rümpfen die Wandverkleidungen montiert werden, geht es im Salon mit dem Spraypainting weiter. Hand in Hand wird Raum um Raum fertiggestellt. Heute begleiten uns Leon, der Produktionsleiter und Grant, CEO und Teilhaber auf unserem Rundgang. Wir fühlen uns von der Company sehr gut betreut und durch alle Bauphasen exzellent begleitet.
19. Mai
Eine Woche folgt der Nächsten. Wir sind erstaunt wie schnell es vorwärts geht. Einige Decksbeschläge sind schon montiert und in den äusseren Staufächern werden die letzten Anbauteile, wie z.B. die Halterung für die Pressluftflaschen zum Tauchen, eingebaut. Piet macht mich mit einigen Details in den Frontlazaretts und im Kettenkasten vertraut. Er begleitet den Detailausbau und wird auch für die Kommissionierung im Hafen verantwortlich zeichnen. Neben dem Schiff wird das Dach für den Steuerstand vorbereitet.
Mit den Elektroinstallationen wurde begonnen. Die Fotos zeigen den Equipmentroom wo dereinst alle Lithium-Batterien eingebaut werden. Der Raum hat einen direkten Zugang von Aussen. Zudem ist ein gross dimensionierter Ventilator für die Be- und Entlüftung eingebaut.

Blick in den Equipmentroom. Dieser be-findet sich in der Mitte des Schiffs vor dem Salon mit Zugang vom Backbord-Rumpf.

Der Ausbau und die Gestaltung nehmen Formen an und lassen einen erahnen wie es einmal aussehen wird. Wie ihr bereits sieht, haben wir uns für einen Ausbau mit Nussbaum entschieden. Die Gestaltung der Elemente beruht auf traditionellen Schiffsbauelementen mit Ausschnitten, Rahmen und aufgesetzten Törchen. Diese Bauart hilft mit, dass keine Knarzgeräusche entstehen, wie das oft bei nachträglich eingebauten Zwischenwänden und Möbeln der Fall ist. Die Optik hat etwas "schiffiges", gepaart mit modernen Elementen, Farben und Materialien. Das eingesetzte Holzgeflecht dient zur Durchlüftung der Schränke.
Jede der drei Kabinen verfügt über ein ensuite Bad mit grosser Dusche und allem Komfort.
26. Mai
Schon ist wieder Freitag und wir auf dem Weg zur Werft. Die Vorfreude ist immer gross und in diesem Stadium des Bootsbaus scheint jede Woche ein neues Schiff dazustehen und auf uns zu warten. Nach dem entfernen der Formen im letzten Jahr schien sich der Fortschritt der Arbeiten in Zeitlupe abzuzeichnen und die Arbeiten nie ein Ende zu finden. Unzählige Platten wurden zugefräst, verleimt, einlaminiert und geschliffen. Platte um Platte, Schicht um Schicht, eine grosse Arbeit die nie zu enden schien. In diesem Verhältnis scheinen die jetzigen Arbeiten der Zuckerguss auf dem Kuchen zu sein. Uns gefällts, wir haben jede Woche wieder ein Aha-Erlebnis.
Die Scheiben für den Salon werden vorbereitet und eingeklebt. Die Lukendeckel sind auch schon fertig und warten auf ihre Montage.
Die Frischwasserpumpen sind installiert, die Elektroinstallationen werden laufend ergänzt. Am Schluss ziehen sich Kilometer von Kabeln durch das Schiff. Die Vorpiek ist fertig ausgebaut mit seitlichen Gestellen nach unseren Vorgaben.
Die Oberflächen werden auf die Grundmöbel aufgeklebt, die Rahmen und Törchen montiert. Die Innenräume nehmen immer mehr Gestalt an.

Die Superpumpe für unsere Fender ist eingetroffen! Herzlichen Dank Iris & Volker, ab heute gehören wir auch dazu! Bei uns auf dem Schiff werden nun auch Fender wie auf den Megayachten verwendet; vielleicht nicht ganz so gross, haha. Diese sind entsprechend der Bootsgösse angepasst, d.h. sie bedecken in der Höhe ca. 70% des Freibords (Höhe von der Wasseroberfläche bis zum Deck) und halten ganz schön was aus; bis zu 4,5 Tonnen Belastung. Mit diesen "Luftpolstern" sind wir nun gut gewappnet für die nächsten Häfen und Marinas. Wenn sie nicht gebraucht werden einfach Luft raus und verstauen, so einfach kann das gehen.

2. Juni
Das DB-Board (Hauptverteilung) ist bereits aufgesetzt. Sicherungen und Verteilschienen werden in den dafür vorgesehenen Kanälen und Räumen installiert. Das Diesel-Reinigungssystem ist bereits am Tank angeschlossen.
Die letzten Schreinerarbeiten sind im Gange. Lüftungsgitter und Tisch liegen zum lackieren bereit. Es geht mit Siebenmeilen-Stiefeln vorwärts.
Aktuell Bilder vom letzten Freitag, wir sind so begeistert!
5. Juni
Besuch bei Caspar in der Polsterei (www.cazco.co.za). Er stellt sämtliche Polster für den Salon, die Sitzbänke und Stühle im Cockpit, Decken- und Wandverkleidungen her. Zuschnitt und Nähen, alles in Handarbeit mit viel Knowhow und Können. Wir sind immer willkommen und können den Fortschritt der Arbeiten verfolgen.




zum Abschluss.........

Keine Knysna Yacht Company ohne Flotte, keine Flotte ohne Knysna Yacht Company. Die Werft ist sehr eng mit allen ihren Kunden verbunden und hilft im Rahmen des Vertrags und darüber hinaus die Schiffe im Schuss zu halten. Dafür gibt es auf WhatsApp eine Eigner-Gruppe die sich untereinander hilft und auch Grant und Craig die Company-Besitzer sind eingebunden. Das gibt viel Vertrauen in das Produkt und in die Werft. Die Najuma hat die Rumpfnummer 99. Wie genau gezählt wurde entzieht sich unserer Kenntnis, aber es ist eine stattliche Anzahl. Begonnen hat es mit dem Bau der Knysna 44 vor über 20 Jahren, heute stehen bereits Kunden für die Nummer 105 an. Weiter so!
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